Das Pensum

Höhenunterschied: 242m hinauf, 964m hinab
Reine Gehzeit: 5½ Stunden

Eine abwechselungsreiche, aber auch stramme Strecke! Ab Pessenbach Ötzschlößl kann man mit dem Bus nach Kochel oder Benediktbeuern fahren und den Weg um gut eine Stunde Gehzeit abkürzen. Mit nicht so zähem Nachwuchs geht man besser über die Routenvarianten nach Benediktbeuern.

Die Route

Tutzinger Hütte, 1327m
Glaswandscharte, 1324m
Abzweig Staffelalm, 1279m
Orterer-Alm, 1106m
Abzweig Kohlleite-Alm , 700m
[bei Bedarf: Pessenbach Ötzschlößl, 645m]
Kochel, 605m

Höhenprofil gegen Gehzeit

Der Tag wird lang und frisst bei den Kleineren die letzten Reserven. Als Bonbon lockt das Trimini, die Aussicht auf lange Rutschpartien drinnen und draußen, die Abkühlung im schönkalten Kochelsee. So beflügelt sich der Schritt, wenn zum Ende des Tages auf den letzten Kilometern die Füße schwerer und schwerer werden.

Vom Ende des Tages zu seinem Anfang: Wer spät aufbricht, wird bestraft. Ein Aufbruch bald nach 8 ist ein Muss, soll der Weg ein Genuß werden. Abwechselung für die Sinne und gar nicht unwichtig - Abwechselung für die Füße wird geboten.

Teillroute 1
Abstieg zur Glas­wand­scharte

Zunächst geht es über schon bekanntes Terrain auf den schotterigen, dann felsigen Serpentinen den Westanstieg hinauf zum Abzweig Kochel und von hier aus in den Bergwald hinein. Gleich hinterm Abzweig müssen wir bis zur Glaswandscharte auf 500 Meter Luftlinie rund 250 Höhenmeter verlieren. Der Pfad windet sich in engen Schleifen den zum Glück bewaldeten Steilhang hinunter. Hier hinauf wäre es ein großes Schnaufen, hier hinunter ist es ein Vergnügen, die rechten Griffe und Tritte zu suchen.

An einigen Stellen reicht die Schrittlänge der 'Kürzeren' für die nächste Wurzelstufe nicht aus, aber überall läßt sich leicht nachhelfen. Eine kleine Begleiterin, die damals erst siebenjährige tapfere Julia, habe ich hier am Hang an die Hundeleine genommen. Das gibt ein gutes Gefühl und die Kleine konnte mit Eifer ihren Weg suchen.

Ein anderes Mal begleiteten mich Corinna und Christopher - diese beiden hatten oben auf der Benediktenwand eine 'Höhle' entdeckt, aber keine Taschenlampe zur Hand gehabt, um das Felsenloch auszuleuchten. Die Abenteuerlust war geweckt, also wurde bei diesem Abstieg zur Glaswandscharte ein Plan für die Erforschung der entdeckten Höhle geschmiedet.

Verschiedene Pläne sollten aufgestellt werden, ein Ausrüstungsplan, ein Verpflegungsplan, ... Sieben Tage sollte die Erkundung dauern, also bräuchten sie 7x3x2 Dosen Thunfisch (ich wurde nicht eingeplant). Damals stand als Unterwegsverpflegung Dosenthunfisch hoch im Kurs; Thunfisch in Öl, der Thunfisch im eigenen Saft war ihnen zu trocken. Dass Taschenlampen nicht vergessen werden durften, war ja wohl klar, auch ein Gummiboot müßte mit, und Taucheranzüge und und und ...

Die Fantasie blühte und das Mundwerk ging ihnen über. Durchaus mit einem gewissen Stolz sah ich, wie die Kinder dennoch, obwohl mehr mit der Höhle als mit dem Weg beschäftigt, traumwandlerisch sicher den richtigen Halt und den richtigen Schritt fanden. Solche Augenblicke sind der Lohn, die Ernte, die man als Leithammel so mancher Wanderung einfährt.

Dieser Abstieg war ein köstliches und kurzweiliges Vergnügen!

Entlang der Glas­wand

Im ganz leichten Auf und Ab führt uns der einsame Weg an der Glaswand entlang zum Abzweig Staffelalm. Nach dem langen Abstieg läßt es sich nun heiter beschwingt über Stock und Stein ausschreiten.

Der Bergwald wird bald licht und lichter, die Landschaft öffnet sich, sonnige Wiesen laden zur mittäglichen Brotzeit ein. Die Zivilisation ist weit weit weg, nicht ein Motorgeräusch ist zu hören. Man fühlt sich wohl!

Zur Orterer-Alm und weiter

Der Abzweig zur Staffelalm ist durch ein Kriegerdenkmal gut markiert, einen eigenen Namen scheint dieser schöne Platz mit Ausblick nicht zu haben. Von hier aus geht es über den ausgebauten Girgl-Fischer-Steig in einigen Serpentinen zügig zur Orterer-Alm, genauer zum Wassertrog gleich neben der Privathütte. Die letzten 100 oder 200 Meter nehmen die Kinder im Lauf bergab über die Wiese. Ansonsten tut sich hier nichts, die Alm ist aufgelassen.

Esel

Der Weg weiter bis zum Abzweig Kohlleite-Alm ist vieler Worte nicht wert. Auf solchen Pflichtwegen kann man dem (schon älteren) Nachwuchs zeigen, wie man 'richtig' geht: mit immerwährend gleichmäßig zügigem Schritt wandert es sich auf solchen Strecken bergab fast ermüdeungsfrei, man muß nur so richtig den stoisch trottenden Esel herauskehren.

Unser Weggefährte und Leihbub Christopher tat sich anfangs sehr schwer auf solchen ungastlichen Wegen, wo nicht der Weg das Ziel, sondern das Ziel eben das Ziel ist. Schnell war die beim wiederholten Male doch nervige Frage auf der Lippe: "Wie lange no-och?" Äußeres Zeichen des wachsenden inneren Widerstandes gegen das Gehen war das Zurückhängen um eine halbe Schrittlänge. Der innere Schweinehund hatte die Herrschaft übernommen.

Nun, als Antwort erhielt er die gewünschte Angabe und als Zugabe kleine Lektionen zum Kapitel 'unbeschwertes Dahintrotten'. Und dann war es irgendwann einmal soweit, der Groschen fiel. Unvermittelt stellte er bei so einem 'Ablatsch' plötzlich fest, er könne ewig so ausschreiten. Für ihn und auch für mich ein besonderer Augenblick. Und die Tochter Corinna?, die gerade - Mittwoch, 11. August 1999 16:07:41 - moniert, dass auf diesen Seiten immer nur Christopher genannt würde. Nun, die Tochter Corinna war schon immer ein zähes Stück Holz und seit Babybeinen an zu Fuß unterwegs.

Über die Kohl­leite

Das letzte Stück über die Kohlleite nach Kochel bietet die Abwechselung, die der Mensch auf der letzten Etappe ausgeräumt hat. Der Orterer Wald ist urig, der Weg hindurch unerwartet lebendig. Dann wird es bretteben und ein breiter Weg führt an der Kohlleite-Alm vorbei durch eine fast parkartig anmutende Landschaft bis nach Kochel. Am Wegesrand lassen sich in kleinen Tümpeln Rotbauch-Unken beobachten.



Speis' & Trank

Nur an der Orterer-Alm sprudelt das Wasser - und das im Überfluß



Trimini am Kochelsee

Ein Besuch des Trimini in Kochel direkt am Kochelsee lohnt sich - besser: würde sich lohnen, wenn der Tag nicht schon eh lang genug gewesen wäre! 'Tri' steht für dreifachen Spaß im Hallenbad, im Freibad und im erfrischend kalten Kochelsee; es gibt Wasserrutschen, einen großen Spielplatz, ein Restaurant mit netten Kin­der­menüs. Alles was Leib, Herz und Magen begehrt. Sehr familiär. Mein Lieblingsbad.

Will und kann man noch das Trimini besuchen, steuert man zuerst den 'Schmied von Kochel' an. Fürwahr, eine schöne Legende rankt um diese Figur! Von diesem Denkmal aus führt ein kurzweiliger Fußweg, gleich neben dem Hotel etwas versteckt beginnend, in gut zehn Minuten zum Kochelsee.

Vom Trimini zum Kocheler Bahnhof braucht man noch einmal gut zwanzig Minuten.