4.5 Elementarmethode "Black-box-Testfallentwurf" (BBTE)


1 Identifikation/Definition der Methode

/ Myers, 91 / Kap. 2, S. 7; Kapitel 4, S. 44-55


2 Kurzcharakteristik der Methode


Ziel und Zweck

Ziel des "Black-box-Testfallentwurfs" (BBTE) ist es, Umstände zu entdecken, bei denen sich der Prüfgegenstand nicht gemäß den Anforderungen bzw. Spezifikationen verhält.


Funktioneller Ablauf

Beim Black-box-Testfallentwurf werden die Testfälle aus den Anforderungen bzw. Spezifikationen abgeleitet. Der Prüfgegenstand wird als schwarzer Kasten angesehen, d. h. der Prüfer ist nicht an der internen Struktur und dem Verhalten des Prüfgegenstandes interessiert.

Die folgenden Blackbox-Testfallentwurfsmethoden lassen sich unterscheiden:


(1) Äquivalenzklassenbildung


Ziel und Zweck

Ziel der Äquivalenzklassenbildung ist es, durch Bildung von Äquivalenzklassen eine hohe Fehlerentdeckungswahrscheinlichkeit mit einer minimalen Anzahl von Testfällen zu erreichen.


Funktioneller Ablauf

Das Prinzip der Äquivalenzklassenbildung besteht darin, die gesamten Eingabedaten eines Programms in eine endliche Anzahl von Äquivalenzklassen zu unterteilen, so daß man annehmen kann, daß mit jedem beliebigen Repräsentanten einer Klasse die gleichen Fehler wie mit jedem anderen Repräsentanten dieser Klasse gefunden werden.

Die Definition von Testfällen mit Hilfe der Äquivalenzklassenbildung erfolgt in folgenden Schritten:

Bei der Festlegung der Äquivalenzklassen werden zwei Gruppen von Äquivalenzklassen unterschieden:

Bei gültigen Äquivalenzklassen werden erlaubte Eingabedaten, bei ungültigen Äquivalenzklassen fehlerhafte Eingabedaten ausgewählt. Die Bestimmung der Äquivalenzklassen ist bei Vorgabe der Spezifikationen hauptsächlich ein heuristischer Prozeß.


(2) Grenzwertanalyse


Ziel und Zweck

Ziel der Grenzwertanalyse ist es, Testfälle zu definieren, mit denen Fehler im Zusammenhang mit der Behandlung der Grenzen von Wertebereichen aufgedeckt werden können.


Funktioneller Ablauf

Das Prinzip der Grenzwertanalyse besteht darin, die Grenzen von Wertebereichen bei der Definition von Testfällen zu berücksichtigen. Ausgangspunkt sind die mittels Äquivalenzklassenbildung ermittelten Äquivalenzklassen. Im Unterschied zur Äquivalenzklassenbildung wird kein beliebiger Repräsentant der Klasse als Testfall ausgewählt, sondern Repräsentanten an den Grenzen der Klassen. Die Grenzwertanalyse stellt somit eine Ergänzung des Testfallentwurfs gemäß Äquivalenzklassenbildung dar.


(3) Intuitive Testfallermittlung


Ziel und Zweck

Zielsetzung der intuitiven Testfallermittlung ist es, systematisch ermittelte Testfälle qualitativ zu verbessern und ergänzende Testfälle zu ermitteln.


Funktioneller Ablauf

Grundlage für diesen methodischen Ansatz ist die intuitive Fähigkeit und Erfahrung von Menschen, Testfälle nach erwarteten Fehlern auszuwählen. Ein eigentliches Verfahren hierzu gibt es nicht. Am zweckmäßigsten erscheint nach Analyse der Anforderungen und der systematisch ermittelten Testfälle (falls erfolgt) die Erstellung einer Liste über mögliche Fehler und fehlerverdächtige Situationen. Hierbei können dann auch Erfahrungen über immer wieder auftretende Standardfehler eingebracht werden. Anhand dieser identifizierten möglichen Fehler und kritischen Situationen definiert man dann die zusätzlichen Testfälle.


(4) Funktionsabdeckung


Ziel und Zweck

Ziel der Funktionsabdeckung ist es, Testfälle zu identifizieren, mit denen nachgewiesen werden kann, daß die jeweilige Funktion vorhanden und auch ausführbar ist. Hierbei wird der Testfall auf das Normalverhalten und das Ausnahmeverhalten des Prüfgegenstandes ausgerichtet.


Funktioneller Ablauf

Anhand der definierten Anforderungen sind die zu testenden Funktionen zu identifizieren. Für die identifizierten Funktionen werden dann Testfälle definiert.


Empfehlung

Mit Hilfe einer Testfallmatrix kann überprüft werden, ob Funktionen durch mehrere Testfälle abgedeckt sind. Zur Verbesserung der Testwirtschaftlichkeit sollten redundante Testfälle gelöscht werden.


3 Grenzen des Methodeneinsatzes

Mit der Methode BBTE lassen sich keine Funktionen ermitteln, die im Prüfgegenstand zwar realisiert, jedoch nicht gefordert sind.


4 Detaillierung der Methodenzuordnung


4.1 BBTE in Aktivität QS  2.3 "Prüffälle festlegen"

Mittels der Methode BBTE werden Testfälle für die folgenden Prüfgegenstände festgelegt:

Testfälle für die Betriebsinformationen sind in der Regel Funktionsabdeckungstestfälle. Mit den Testfällen sollen Abweichungen der beschriebenen Betriebsinformationen vom tatsächlich realisierten System aufgedeckt werden.

Für die Prüfgegenstände SW-Komponente, SW-Modul und Datenbank wird das Teilprodukt "Prüffallbeschreibung" nur durch die ergänzende Anwendung der Methode WBTE abgedeckt. Für SW-Einheit, Segment und das System wird das Teilprodukt "Prüffallbeschreibung" nur durch die ergänzende Anwendung der Methode FMEA (im Falle hoher Zuverlässigkeitsanforderungen) vollständig abgedeckt. Für die Betriebsinformationen wird das Teilprodukt vollständig abgedeckt.


5 Schnittstellen

- entfällt -


6 Weiterführende Literatur

/ Deutsch, 82 /,
/ Myers, 91 /,
/ Sneed, 88 /,
/ Wallmüller, 90 /